Zahlungsverkehr mit SAP
ISO 20022 in SAP Treasury: Warum Unternehmen jetzt handeln sollten
Die Umstellung auf ISO 20022 verändert den elektronischen Zahlungsverkehr grundlegend – insbesondere für Unternehmen, die SAP Treasury nutzen. Trotz der hohen Relevanz haben sich laut Deloitte Global Treasury Survey (09/2024) bislang 62 % der Treasurer noch nicht intensiv mit der Umstellung beschäftigt. Höchste Zeit also, sich mit den Auswirkungen auf Prozesse, Formate und Systemlandschaften auseinanderzusetzen.
Warum ISO 20022?
ISO 20022 ist ein internationaler Standard für den elektronischen Nachrichtenaustausch im Zahlungsverkehr. Er ersetzt veraltete MT-Nachrichten und nationale Formate (z. B. DTAZV, MT101, MT940) durch strukturierte XML-Formate wie pain.001.001.09 und camt.053.001.08. Ziel ist eine höhere Transparenz, automatisierte Verarbeitung und bessere Nachvollziehbarkeit von Zahlungen.
Chancen für SAP-Nutzer
Die Umstellung auf ISO 20022 bietet weit mehr als nur regulatorische Compliance. Unternehmen können insbesondere im SAP Treasury von folgenden Vorteilen profitieren:
- Strukturierter Verwendungszweck: Ermöglicht automatisierte Verbuchungen, Rechnungszuordnungen und minimiert manuelle Eingriffe.
- UETR-Tracking: Die Unique End-to-End Transaction Reference unterstützt das Status-Tracking über alle Banken hinweg.
- Sammelaufträge im AZV: Bisher nur im SEPA-Umfeld möglich, künftig auch international einsetzbar.
- Strukturierte Adressfelder: Klar definierte Felder im Business Partner steigern die Datenqualität und reduzieren Rückläufer.
- Umfangreichere camt-Protokolle: Detaillierte Rückmeldungen zu Zahlungen, Gebühren und Währungsumrechnungen verbessern die Nachvollziehbarkeit.
Roadmap & Deadlines: Jetzt vorbereiten
Die Migration erfolgt gestaffelt – doch spätestens ab November 2025 beginnt die Abschaltung vieler Altformate. Ab November 2026 sind strukturierte Adressfelder Pflicht und die parallele Nutzung alter Nachrichten endet endgültig.

Unternehmen, die die neuen Regeln nicht rechtzeitig beachten verpassen nicht nur die vorgenannten Chancen sondern riskieren auch Verzögerungen in der Zahlungsabwicklung sowie deutlich erhöhte Bankgebühren.
Was genau ändert sich?
Mit der Einführung von ISO 20022 steht ein umfassender Wandel im Zahlungsverkehr bevor. Bestehende Altformate wie MT101, MT940 oder DTAZV werden schrittweise durch standardisierte XML-Formate ersetzt. Die neuen Formate basieren auf der Version ISO 20022 V2019 und ermöglichen eine deutlich strukturiertere, automatisierbare und transparente Zahlungsabwicklung.
Ein wesentlicher Unterschied liegt nicht nur in der Dateistruktur selbst, sondern auch in den erweiterten Möglichkeiten der Datenanreicherung – etwa durch strukturierte Verwendungszwecke, eindeutige Transaktionsreferenzen (UETR) und detaillierte Rückmeldungen im camt-Format. Unternehmen müssen sich daher auf eine umfassende Formatmigration einstellen, die sämtliche Zahlungsarten sowie Kontoauszugsformate betrifft.
Die folgende Übersicht zeigt, wie sich die bisher genutzten Formate in klar definierte Zielformate überführen lassen:

Was müssen Unternehmen jetzt tun?
Die Umstellung auf ISO 20022 betrifft nicht nur das Format von Zahlungsdateien, sondern zieht tiefgreifende Anpassungen in Prozessen, Stammdaten, Systemlandschaften und der Interaktion mit Banken nach sich. Die nachfolgende Übersicht zeigt, welche Schritte im Rahmen eines strukturierten Migrationsprojekts typischerweise erforderlich sind:

- Identifikation betroffener Systeme
Der erste Schritt ist die Bestandsaufnahme: Welche SAP- oder Non-SAP-Systeme sind vom Formatwechsel betroffen? Welche Module erzeugen oder empfangen Zahlungsdateien - Analyse betroffener Schnittstellen
Schnittstellen zu Banken, Payment Factories oder Drittsoftware (z. B. TMS, Zahlungsverkehrsplattformen) müssen auf XML-Kompatibilität geprüft und ggf. neu konzipiert werden. - Analyse aktueller Formate
Ermitteln Sie die aktuell eingesetzten Zahlungsformate (z. B. DTAZV, MT101, pain.001.001.03) und vergleichen Sie diese mit den Zielformaten wie pain.001.001.09 oder camt.053.001.08. - Systemupgrades (SAP R/3, S/4HANA)
Nicht alle Formate stehen in alten SAP-Versionen nativ zur Verfügung. Prüfen Sie, ob System-Upgrades oder das Einspielen von Notes notwendig sind. - Einspielen von SAP-Hinweisen
SAP stellt regelmäßig Hinweise (Notes) zur Verfügung, die aktuelle DMEE-/DMEEX-Formatbäume und Felder ergänzen. Besonders relevant sind z. B. die Hinweise 2253571 und 2784858. - Anpassung der Formatbaumtechnologie
Formatbäume in DMEE (SAP R/3) oder DMEEX (S/4HANA) müssen auf neue pain/camt-Versionen angepasst werden. Dies erfordert tiefes Know-how im SAP-Zahlungsverkehr. - Anpassung der Zahlungsformate
Je nach Bank und Region können unterschiedliche Versionen (z. B. pain.001.001.09) gefordert sein. UETR, ChargeBearer, strukturierte Adressen und Zusatzfelder müssen korrekt implementiert sein. - Anpassung der SAP-Stammdaten
Für strukturierte XML-Zahlungen sind vollständige und strukturierte Adressdaten im SAP Business Partner (BP) erforderlich. Dies betrifft vor allem Felder wie Straße, Hausnummer, Ort und Land. - Testen von Zahlungen
Testzahlungen mit Banken sind essenziell, um die korrekte Verarbeitung der neuen XML-Dateien sicherzustellen. Hierbei sollte auch die Protokollrückmeldung geprüft werden. - Testen von Kontoauszügen
Auch die Rückmeldungen über camt.053 und camt.052 (statt MT940/MT942) müssen getestet werden. Der neue Detailgrad und strukturierte Felder ermöglichen bessere Automatisierung – erfordern aber initiale Abstimmung. - Anpassung des Prozesses der Kontoauszugsverarbeitung
Die Verarbeitung von camt-Formaten erfordert oft eine neue oder angepasste Interpretation der Felder, z. B. für Referenzinformationen, Gebühren oder Wechselkurse. - Änderung der Regeln zur Kontoauszugsverarbeitung
Regelwerke im SAP Cash Management und FI-Bereich müssen angepasst werden, um strukturierte camt-Daten korrekt zu interpretieren und zu verbuchen. - Abstimmung mit Banken
Alle Anpassungen sollten frühzeitig mit den Hausbanken abgestimmt werden. Unterschiedliche technische Anforderungen (z. B. Mandantenkennungen, Validierungen) müssen in die Umsetzung einfließen.